Bundespräsident lädt zur Jubiläumsfeier nach Berlin

Foto: Stefan Endell/VDFGBundespräsident Joachim Gauck hat Vertreter der Zivilgesellschaft, die sich besonders um die deutsch-französische Freundschaft verdient gemacht haben, zur großen Jubiläumsfeier des Elysée Vertrages am 22. Januar 2013 nach Berlin geladen. Auch die Franz-Stock-Vereinigungen in Frankreich und Deutschland waren durch ihre Vorsitzenden Jean Peynichou und Pfarrer Jung vertreten.

50 Jahre nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags haben Deutschland und Frankreich in Berlin am 22. Januar 2013 in der Bundeshauptstadt Berlin ihre Freundschaft und Partnerschaft gefeiert. Nach einer gemeinsamen Sitzung der Mitglieder des Deutschen Bundestag und der Französischen Nationalversammlung im Reichstag kamen die Volksvertreter und das Volk sodann auf Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck in der Philharmonie Berlin zu einem festlichen Konzert und danach zu einem Empfang zusammen.

Zwischen den vielen Gästen aus den beiden Parlamenten waren zudem zahlreiche engagierte Vertreter des bürgerschaftlichen Franco-Allemand diesseits und jenseits des Rheines geladen – unter ihnen Dutzende Repräsentanten von Deutsch-Französischen Gesellschaften, Partnerschaftsvereinen, deutsch-frz. Chören, Jugend- und Pädagogen-Vereinigungen, anderen Gruppierungen wie auch der VDFG und FAFA. (Quelle: VDFG)


 Weitere Berichte über www.bundestag.de und www.bundespraesident.de


Filmbeitrag zum Vertrag:

 


gemeinsame Sitzung des Deutschen Bundestages und der Französischen Nationalversammlung im Reichstag:


dazu passend:

DOMRADIO Köln / KNA:Weihbischof Otto Georgens aus Speyer berichtet in einem Artikel: "Der Beitrag der Kirchen zur Aussöhnung Freundschaft" (Domradio Köln / KNA) auch über den Anteil der katholischen Kirche an der Aussöhnung, der lange vor der Unterzeichnung des Elysee-Vertrags 1963 begonnen habe. Für Weihbischof Georgens ist es von deutscher Seite vor allem Abbé Franz Stock, der den Weg für den Frieden zwischen beiden Ländern bereitet hat. Der vollständige Bericht auf www.domradio.de.

KiP NRW (Katholische Kirche im Privatfunk) veröffentlichte für die Lokalradios in NRW einen Beitrag zum Jahrestag des Elysee-Vertrages mit einem Bezug zu Franz Stock. Der Radiobeitrag kann über den nachfolgenden Link abgerufen werden: http://www.kip-nrw.de/uploads/media/am0122.wma


 

P R E S S E M I T T E I L U N G
Deutsche Bischofskonferenz
vom 18.01.2013
(Quelle: www.dbk.de)

Gemeinsame Erklärung
der Französischen und der Deutschen Bischofskonferenz
zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung
des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit
(Elysée-Vertrag – 22. Januar 1963)

Mit großer Dankbarkeit erinnern die französischen und deutschen Bischöfe an den 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags über die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern. Spontan fallen uns starke Bilder ein: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer bei der Versöhnungsmesse am 8. Juli 1962 in der Kathedrale von Reims oder aber auch Helmut Kohl und François Mitterand am 22. September 1984 Hand in Hand über den Soldatengräbern in Verdun. Stärker als viele Worte symbolisieren diese Bilder die Aussöhnung unserer beiden Völker. Mit der Aussöhnung haben Franzosen und Deutschen die Lehre aus den sinnlosen Kriegen der Vergangenheit gezogen und ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage gestellt.

Der Elysée-Vertrag war gleichzeitig Höhepunkt der Aussöhnung der beiden verfeindeten Nationen als auch Ausgangspunkt für eine Vertiefung dieser freundschaftlichen Beziehungen durch politische und gesellschaftliche Kontakte auf allen Ebenen. Als Bischöfe würdigen wir, was mit diesem Freundschaftsvertrag erreicht worden ist und sich in seinem Rahmen entwickelt hat. Heute erscheint die französisch-deutsche Freundschaft selbstverständlich und die Besonderheit der Beziehungen tritt nicht mehr jeden Tag ins Bewusstsein der Politiker und der Bürger. Und doch sind die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und Völkern heute mehr denn je entscheidend, um die derzeitige Krise zu überwinden und die Zukunft Europas zu gestalten.

Die deutsch-französische Freundschaft, die einen Kern der Europäischen Einigung bildet, ist seit jeher ein Dienst an Europa gewesen. Auch in einer größer gewordenen Europäischen Union hat das deutsch-französische Tandem nichts an seiner Bedeutung verloren. Die Rolle Deutschlands und Frankreichs in der Bewältigung der Eurokrise hat dies zuletzt noch einmal unterstrichen. Gerade weil Frankreich und Deutschland in vielen Bereichen sehr unterschiedlich sind, kann eine Einigung zwischen beiden Ländern oft die Grundlage für eine Einigung in Europa bilden. Die deutsch-französische Freundschaft bildet so die Grundlage für unsere beiden Länder, um gemeinsam unsere Verantwortung in und für Europa wahrzunehmen.

Die Euro-Krise hat unverantwortliches Verhalten auf verschiedenen Ebenen ans Licht gebracht und stellt die Solidarität zwischen den europäischen Ländern auf eine harte Probe. Für die Zukunft Europas müssen Solidarität und Verantwortung enger verknüpft werden (vgl. „Eine Europäische Solidaritäts- und Verantwortungsgemeinschaft“. Erklärung der Bischöfe der ComECE, Januar 2012). Insofern bleibt die deutsch-französische Aussöhnung Beispiel für eine solche Politik der Verantwortung und der Solidarität.

Konrad Adenauer und Charles de Gaulle bei der Versöhnungsmesse in der Kathedrale von Reims symbolisieren das Bewusstsein, dass Politik auf Grundlagen aufbaut, die sie selbst nicht schaffen kann. Den Feind zu lieben, ist ein hoher Anspruch des Evangeliums, den die beiden Staatsmänner in die Tat umsetzen konnten. Seitdem hat die Europäische Union ihren Völkern Frieden und Wohlstand gebracht. Aber mit der Wirtschaftskrise sehen wir die Missachtung und das Misstrauen zwischen den europäischen Völkern, die Ablehnung von Fremden und die Verweigerung von Solidarität wieder zum Vorschein kommen. Die globalisierte Wirtschaft sowie die kulturelle und religiöse Pluralisierung lassen neue Feindbilder entstehen. Überall in Europa erstarken populistische Bewegungen und predigen den Rückzug. Die Wirtschaftskrise bringt eine moralische Krise ans Licht, in der der Sinn des Lebens nicht mehr in der Verbindung zu Anderen und der Forderung nach Gerechtigkeit besteht.

Frankreich und Deutschland können und müssen aus der Geschichte ihrer Versöhnung und ihrer Freundschaft die Stärke schöpfen, um gemeinsam Konsequenzen aus den aktuellen Problemen zu ziehen. Sie können daraus auch Inspiration gewinnen, die Europäische Union beim Aufbau langfristig tragfähiger politischer Strukturen und einer wirklichen sozialen Marktwirtschaft in Europa zu unterstützen. Sie können sich dafür einsetzen, dass die Achtung der Würde des Menschen, die Sorge um das Gemeinwohl und die Prinzipien der Solidarität und der Subsidiarität immer stärker den Aufbau Europas leiten.

Die Europäische Integration ist zu einer symbolträchtigen Form der Konfliktlösung geworden, wie die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union noch einmal herausgestellt hat. Die Freundschaft zwischen unseren ehemals verfeindeten Ländern kann ebenso Vorbild für die Aussöhnung an anderen Orten der Welt sein. Aber dieses Beispiel und diese Freundschaft müssen immer wieder von Frauen und Männern in unserer Zeit verkörpert werden. Gerade deshalb sind immer wieder Initiativen für eine Neubelebung der Kontakte auf staatlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Ebene sowie die Förderung des gegenseitigen Erlernens der Sprache erforderlich.

Auch die Kirche hat ihren Beitrag zum Ausbau der deutsch-französischen Freundschaft geleistet, unter anderem durch die Partnerschaften zahlreicher Pfarreien und die gegenseitigen Besuche von Kirchenverantwortlichen. Im aktuellen Kontext ist der 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags die Gelegenheit, vor allem die jüngere Generation daran zu erinnern, dass Versöhnung kein leeres Wort ist, sondern der Weg, den unsere Länder tatsächlich in der Geschichte gegangen sind und der allen Menschen guten Willens offen steht.

Kardinal André Vingt-Trois
Erzbischof von Paris
Vorsitzender der Französischen Bischofskonferenz

Erzbischof Dr. Robert Zollitsch
Erzbischof von Freiburg
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz